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Design & Technology

Mit Künstlicher Intelligenz einen Notfall erkennen

Das Zuger Start-up Sedimentum hat das erste kontaktlose und intelligente Produkt zur Sturz- und Notfallerkennung im Gesundheitswesen entwickelt, ohne dabei die Privatsphäre zu gefährden.

Senioren sind besonders sturzgefährdet.
Senioren sind besonders sturzgefährdet (Foto: Sedimentum).

Ein autonomes, selbständiges Leben zu führen ist ein Bedürfnis von vielen Menschen. Doch besonders im Alter wird das immer schwieriger: Laut der Beratungsstelle für Unfallverhütung bfu stürzen in der Schweiz rund 80’000 ältere Menschen in ihrem Wohnraum. Landesweit sterben rund 1600 Personen an den Folgen eines Sturzes. Dabei gelten nicht nur Senioren als besonders sturzgefährdet, auch Menschen mit Epilepsie, Patienten in psychiatrischer Behandlung oder auch Kleinkinder sind davon betroffen.

Intelligente Sturzerkennung

Das Zuger Start-up Sedimentum hat nun ein Produkt entwickelt, das Stürze und andere Notfälle schnell erkennt, ohne die Privatsphäre der schutzbedürftigen Menschen zu beeinträchtigen. Die Lösung von Sedimentum besteht aus einem Sensor-Device in der Grösse eines Rauchmelders, das fix an der Zimmerdecke installiert wird. Das Gerät misst diverse Werte, wie beispielsweise die Bewegungsaktivität. Die anonymisierten und verschlüsselten Daten werden durch die KI-Software von Sedimentum analysiert. Tritt eine Unregelmässigkeit in den Daten auf, beispielsweise ausgelöst durch ein Sturzereignis, wird in Echtzeit ein Alarm ausgelöst.

Im Gegensatz zu herkömmlichen Notfall-Geräten wie einem Notrufknopf am Handgelenk oder einer Smartwatch, muss die Lösung von Sedimentum nicht getragen oder aktiv bedient werden. Der intelligente Sedimentum Sturzmelder versteht sogar den Unterschied zwischen beispielsweise einer Yogaübung, einer herumspringenden Katze und einem Sturzereignis.

«Unser Produkt arbeitet mit Künstlicher Intelligenz und komplett automatisch», sagt CTO und Co-Gründer Immanuel Zerbini, «das heisst, die Anwender müssen bei einem kritischen Ereignis nichts aktiv betätigen. Die Erkennung eines Sturzes und die Alarmierung erfolgt automatisch. »

Ausgeklügelte Anonymisierung

«Wir entwickeln all unsere Produkte strikt nach dem Prinzip Privacy by Design. Deshalb haben wir auch unter anderem keine Mikrofone oder Kameras integriert.» Der Schutz der Privatsphäre hat bei Sedimentum eine grosse Bedeutung. «Wir haben ein neuartiges Anonymisierungsverfahren entwickelt, das uns erlaubt, die Daten vollständig anonym zu bearbeiten», sagt Immanuel Zerbini. Sedimentum setzt dabei auf ein anwendungsspezifisches «Kommunikations-Netzwerk», moderne kryptografische Verfahren und Transparenz.

Sedimentum plant derzeit den Markteintritt ihres innovativen Produkts. Die Lösung ist vorerst nur für Geschäftskunden wie Pflegeheime, Psychiatrien, ambulante Dienste und Betreiber von Alterswohnungen erhältlich.


Zur Person: Immanuel Zerbini

Herr Zerbini, was ist Ihr beruflicher Werdegang?

Ich habe klassisch mit einer Lehre als Informatiker mit der Fachrichtung Applikationsentwicklung begonnen. Anschliessend war ich mehrere Jahre als Software Engineer in der Produktentwicklung tätig. Um meine Kenntnisse zu erweitern studierte ich berufsbegleitend Informatik mit der Profilierung iCompetence an der FHNW. Bevor ich Sedimentum mitgegründet habe, war ich noch mehrere Jahre in einer Zürcher IT-Consulting Firma tätig.

Wie hilft Ihnen das iCompetence-Studium heute in Beruf?

Berufsbegleitend zu studieren hat mir sehr geholfen, meine Aufgaben gut zu planen, zu organisieren und zu priorisieren. In der Rolle als CTO hilft mir nun die Verbindung der drei Kerngebiete von iCompetence: Design, Management und Informatik.

Bei welchem Modul haben Sie besonders viel gelernt?

Grundsätzlich hat mir wahrscheinlich jedes Modul auf irgendeine Art und Weise weitergeholfen. Was für mich eher neu war, war der Bereich ‘Design’. Man lernt, den User aktiv in den Fokus zu stellen. Wenn man bereits bei der Konzeption und Entwicklung den Enduser berücksichtigt und frühzeitig einbezieht, entsteht auch ein Produkt dass den Personen, welche es benutzen, einen grossen Mehrwert geben und es auch gerne benutzt wird. Dies ist für mich sehr wichtig – man entwickelt nicht für sich, man entwickelt für den Kunden.

Haben Sie Tipps für Studierende, die ebenfalls ein Start-up gründen wollen?

Zentral ist die Wahl seiner Mitgründenden. Man muss sich gegenseitig vertrauen können. Zudem benötigt man unterschiedliche Persönlichkeiten und Kompetenzen, die sich fachlich und menschlich gut ergänzen. Es macht auch viel mehr Spass, gemeinsam eine Firma zu gründen und zu entwickeln, als alleine zu arbeiten. Man sollte sich aber bewusst sein, dass ein Startup zu gründen kein 8-to-5 Job ist und viel Zeit und Commitment bedeutet. Wenn man allerdings die Möglichkeit hat ein Startup zu gründen, sollte man es meiner Meinung nach jederzeit versuchen.

Über Digital Bytes

Digital Bytes ist der Wissenschaftsblog der Hochschule für Technik FHNW. Hier publizieren wir die interessantesten Ergebnisse aus unserer Forschung und Ausbildung und lassen unsere Expertinnen und Experten zu Wort kommen.

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