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Design & Technology

Eine Nische in der Gameindustrie gefunden

Der ehemalige FHNW-Student Micha Stettler entwickelt mit Stray Fawn Studio erfolgreich Computerspiele. Das Start-up finanziert seine Games mit Crowdfunding-Kampagnen.

Am Schluss freuten sich Philomena Schwab und Micha Stettler über den Publikumspreis: Das Spiel «Niche – a genetics survival game» der beiden Gameentwickler erhielt an den «Swiss Game Awards 2018» die meisten Stimmen aus der Community. «Das ist eine tolle Anerkennung unserer Arbeit», sagt Micha Stettler. Der 31-jährige Aarauer und Mitgründer von Stray Fawn Studio hat an der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW Informatik studiert.

Das Hobby zum Beruf gemacht

«Mich hat immer interessiert, was hinter einem Computerspiel steckt», sagt der frischgebackene Preisträger. Darum hat er während dem Studium auch Vorlesungen wie «Physik für Computergames» oder «Computergrafik» besucht. «Im Informatik-Studium gab es damals noch wenig Möglichkeiten, sich auf Gameentwicklung zu spezialisieren», blickt Micha Stettler auf seine Studienzeit in Windisch zurück. Heute können die Studierenden mehr Projekte im Zusammenhang mit Games umsetzen. Seine Arbeitsstelle nach dem Bachelor-Abschluss hatte dann auch nichts mit Computerspielen zu tun. Aber in der Freizeit programmierte der begeisterte Gamer an seinem eigenen Spiel «Nimbatus – The Space Drone Constructor», in dem man Weltraum-Drohnen konstruieren kann. Inspiration erhielt er im Gamespace, einer Community in Zürich, die regelmässig Gameentwickler-Meetups organisiert. «Ich kann jedem angehenden Gameentwickler raten, diese Veranstaltungen zu besuchen», sagt Micha Stettler. An einem Meetup traf er auch Philomena Schwab: Die Gamedesignerin suchte einen Programmierer, mit dem sie ihr Spiel «Niche» weiterentwickeln konnte. Der Plan für ein eigenes Game Studio war geboren.

Micha Stettler arbeitet mit Stray Fawn Studio an den Games «Niche» und «Nimbatus» (Foto: Sandro Nydegger)

Mut zur Selbständigkeit

2016 kündete Micha Stettler seine sichere Stelle und gründete mit Philomena Schwab «Stray Fawn Studio». «Die grösste Herausforderung war die Tatsache, kein regelmässiges Einkommen zu haben, nachdem ich vorher gut verdient hatte», erinnert sich Micha Stettler. In Themen wie Buchhaltung oder Copyright-Recht mussten sich die beiden erst mal einarbeiten. «Im Vorfeld der Gründung haben wir bei vielen anderen Start-ups Ratschläge geholt», sagt Micha Stettler, «das hat uns sehr geholfen».

Mit Crowdfunding zum nötigen Kleingeld

In einem ersten Schritt entschieden sich die beiden Jungunternehmer, Philomena Schwabs Game «Niche» zur Marktreife zu bringen. «Niche» ist ein Strategiespiel, bei dem man mit Genetik seine eigene Tierspezies züchten kann. Die beiden lancierten eine erfolgreiche Kickstarter-Kampagne, um die Entwicklung des Games zu finanzieren. Zu ihrer Überraschung kamen innert einem Monat über 70’000 CHF zusammen. Das erfolgreiche Crowdfunding erlaubt den beiden Gameentwicklern, «Niche» im September 2016 als «early access» – also in einer Beta-Version – anzubieten. Während einem Jahr nahmen die beiden Inputs aus der Community entgegen und bauten sie ins Game ein. 2017 folgte der «full release». Inzwischen wurde «Niche» schon über 75’000 mal auf den Gameplattformen Steam, Humble und GOG verkauft und hat rund eine Million Schweizer Franken umgesetzt.

Screenshot des Strategiespiels «Niche» von Stray Fawn Studio.

Mit «Nimbatus» den Erfolg wiederholen

Auch für «Nimbatus» – das Game von Micha Stettler – ist das gleiche Vorgehen geplant. Die Kickstarter-Kampagne hat im Herbst 2017 ebenfalls die 70’000 CHF Marke überschritten und soll im Sommer 2018 als «early access» verfügbar sein. Weitere Projekte sind geplant: «Bei der Entwicklung von neuen Games gehen wir von einem physischen Brettspiel aus», erklärt Stettler die Vorgehensweise. Anhand dessen wird die Mechanik und Logik eines Spiels erprobt. «Das Game muss Spass machen», sagt der Spielentwickler, «sonst machen wir keinen Prototypen». Mittlerweile arbeiten 10 Personen bei Stray Fawn. Micha Stettler hat zwar die Technische Leitung, aber «die Hierarchien sind flach, jeder muss ein bisschen alles können». Informatik-Absolventen seien laut Stettler sehr gesucht in der aufkeimenden Schweizer Gameindustrie: «Für ein gutes Spiel braucht es nicht nur talentierte Gamedesigner, sondern eben auch Informatiker mit soliden Programmierkenntnissen». Einer Karriere in Gameentwicklung steht den Informatik-Absolventen nichts im Weg – Micha Stettler hat es vorgemacht.

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